Erbkrankheit Cystinurie

Symptome: vermehrte Cystin Ausscheidung - evtl. Blasengrieß oder Blasen-, Nierensteinbildung (Cystinsteine).

Anfang 2009 trat der bis dato erste bekannte Cystinurie Fall beim Zwergpinscher auf. Eddy "Attila, ein Rüde aus meinem A-Wurf“ hatte erhebliche Probleme mit dem Wasserlassen. Aufgrund der aufgetretenen Symptome wurde er zunächst auf Blasenentzündung behandelt, relativ schnell stellte sich aber heraus, dass er Blasengrieß und Blasensteine in seiner Blase hatte, die zu den Problemen beim Wasserlassen führten. Die Steine mussten operativ entfernt werden und Eddy musste ab sofort ein spezielles Futter und Medikamente bekommen.

Bei Gesprächen mit den Züchtern seiner Eltern, und mit einigen anderen Züchtern, habe ich erfahren, dass Cystinurie bzw Cystinsteine beim Zwergpinscher noch nicht bekannt waren.

Ende 2009 wurden dann leider weitere Fälle von Cystinurie bekannt, alle im näheren Verwandtenkreis von Eddy. Die Züchter der betroffenen Tiere reagierten sofort, es wurden Eltern, Geschwister, Halbgeschwister sowie weitere Verwandte vorsorglich aus der Zucht genommen, um weiteren Schaden abzuwenden. Leider stellte sich bei den Untersuchungen der Hunde heraus, dass sowohl Rüden als auch Hündinnen (Symptom frei) Cystinurie haben können. Da Cystinurie bei den Irish Terriern seit längerer Zeit ein Thema ist, haben wir uns an den hier vorhandenen Informationen und Erfahrungen orientiert.

Einige Fälle von erblich bedingten Blasensteinen stellen in der Zwergpinscherzucht zwar noch keinen Anlass zu großer Besorgnis dar, sollten aber unbedingt im Auge behalten werden. So nahmen wir, einige Zwergpinscher Züchter, Kontakt zu Prof. Giger auf und organisierten die Urin und Blutentnahmen der kranken Zwergpinscher sowie ihrer näheren Verwandten. Zusätzlich wurde jeweils ein COLA Test veranlasst, dessen Ergebnis zusammen mit der Ahnentafelkopie und den Proben an Prof. Giger gehen. Nun müssen wir auf Erkenntnisse, nach der Auswertung der Proben in den USA , warten und mit viel Glück kann Prof. Giger auch für den Zwergpinscher einen Gentest entwickeln.

An dieser Stelle möchte ich mich bei den wenigen beteiligten und betroffenen Zwergpinscher Züchtern für ihre Offenheit und Unterstützung bedanken. Besonders danken möchte ich den Züchtern bzw. den Neuzüchtern die ihre Zwergpinscher vorsorglich, da selber gesund, noch vor dem Zuchteinsatz aus der Zucht genommen haben, um möglichen Schaden von den Welpen und Welpenkäufer abzuwenden.  So eine Reaktion ist nicht selbstverständlich!

Des weiteren möchte ich mich bei dem „Irish-Cystin-Team“, für die freundliche Genehmigung hier einige Ihrer Artikel zu übernehmen, bedanken.

Bitten möchte ich alle Züchter, offen mit diesem Thema umzugehen und auch die anderen über evtl. aufgetretene Cystinurie Fälle in Kenntnis zu setzen. Sollten sie bei ihren Hunden oder Welpen von Blasengieß oder Blasensteinen hören, veranlassen sie bitte einen COLA Test, PH-Wertbestimmung des Urins und evtl. eine Urin-Sediment Untersuchung, um Cystinurie auszuschließen oder zu bestätigen. Sollte sich ein Cystinurie Fall bestätigen, wäre es sehr wichtig Proben des erkrankten Tieres an Prof. Giger zu senden.

Und nun näheres zu Cystinurie 

Wer ist Prof. Giger

Quelle: Prof. Irene Sommerfeld Stur


Prof. Giger ist Tierarzt und Molekulargenetiker an der Universität von Pennsylvania in Philadelphia. Er ist im Grunde der Vater der kynologischen Molekulargenetik. Soviel ich weiß, war er der erste, der direkt für eine Hunderasse einen Gentest entwickelt hat. 

Dabei handelte es sich um den Mangel an Phoshofruktokinase beim American Springer Spaniel, ein Defekt, der zu einer massiven Leistungsbeeinträchtigung bei betroffenen Hunden dieser Rasse führt.

Prof. Giger hat sich nun auch der Cystinurie beim Irish Terrier angenommen und auf der Basis der Initiative von IT-Züchtern sowie des IT-Fördervereins auch schon eine ganze Menge Material (Urinproben und Blutproben) auswerten können. Prof. Giger hat sich ebenfalls der Zwergpinscher angenommen und wir hoffen, dass er erfolgreich sein wird.

Bislang hat sich aus dieser Kooperation zwar noch kein Gentest und auch keine sichere Aussage über den Erbgang der Cystinurie beim IT ergeben, aber Prof. Giger hat einen Gedankenansatz entwickelt, der einerseits zu einer verlässlicheren Diagnose von Merkmalsträgern der Cystinurie führen kann, anderseits aber auch bisher unerklärliche Beobachtungen erklären könnte.

Es geht dabei um die Bestimmung weiterer Aminosäuren im Urin, die bei Hunden mit Cystinurie ebenfalls im Übermaß ausgeschieden werden, ohne aber Steine zu bilden.